Totenkult


Für den ägyptischen Totenkult ist der Glaube an ein jenseitiges Weiterleben nach dem irdischen Tod, sowie die Verehrung der Verstorbenen charakteristisch. Nach ihrer Überzeugung bestand die Lebenskraft eines Menschen aus mehren Elementen, deren wichtigster Bestandteil das sogenannte Ka war. Heute könnte man das Ka eines Menschen wahrscheinlich als seine Seele bezeichnen. Dieses Ka wurde als ein quasi metaphysisches Ebenbild des sterblichen Körpers betrachtet. Während des Lebens war es mit der sterblichen Hülle gleichsam vereint. Nach dem Tod des Menschen verließ es jedoch den Körper, um in das Totenreich einzukehren. Jedoch war es, nach dem Glauben der Ägypter, für das Ka nur möglich zu existieren, solange der sterbliche Körper unversehrt war. Aus der Sicht der antiken Ägypter ist es daher nur umso verständlicher, dass sie der Erhaltung des Körpers eine so große Bedeutung beimaßen. Nach einer besonderen Methode, deren Herkunft in der ägyptischen Mythologie zu finden ist, wurde der Körper einbalsamiert. Außerdem wurden dem Verstorbenen noch plastische Abbilder des Toten aus Holz oder Stein in sein Grab gegeben. Diese Abbildungen des Toten sollten als Ersatz dienen, falls die Mumie zerstört werden sollte. Eine Durchaus verständliche Maßnahme, wenn man bedenkt, was die Zerstörung der Mumie in den Augen eines alten Ägypters bedeuten würde, wenn für keinen Ersatz gesorgt wäre. Als Zusätzlichen Schutz für die Mumie und deren Grabbeigaben wurden verschiedene Arten von Grabmälern angelegt. Die Ägypter waren der Ansicht, dass den Seelen der Verstorbenen viele Gefahren und Fettnäpfchen im Reich der Toten erwarteten würde. Aus diesem Grund gaben sie dem Verstorbenen eine Art Reiseführer für das Totenreich mit, das Totenbuch. Dieses Buch enthielt unter anderem Zaubersprüche, die diese Gefahren abwenden sollten. Zudem waren in diesem Führer adäquate Verhaltensregeln für das Ka enthalten, wenn es dem Herrscher des Totenreichs gegenüber stand. Im Reich der Toten angekommen, so die Ägypter, musste das Ka von den Herrscher über dieses Reich gegenüber treten. Dieser Herrscher war Osiris, der zusammen mit seinen 42 Assistenten die Taten des Verstorbenen im Leben mit einer besonderen Feder aufwog. Wurde der Proband für unwürdig befunden, wurde im der Zugang in das Reich der Toten verweigert und wurde statt dessen grausam bestraft. Wenn der Proband jedoch für würdig befunden wurde, gelangte er in die Himmlischen Felder von Yaru. Dort sollte das Korn hoch wachsen und das Leben dem des irdischen gleichen. Um auch im Jenseits auf den gewohnten Lebensstandard nicht verzichten zu müssen, wurden dem Verstorbenen allerlei nützliche Grabbeigaben mitgegeben. Dazu gehörten neben Naturalien, Werkzeuge und Waffen auch Möbel und andere Gebrauchsgegenstände. Es wurden auch kleine Statuetten, die sogenannten Uscheptis (ägyptisch: Antwortende), mit in das Grab gelegt. Sie sollten sich im Reich der Toten um das Ka des Verstorbenen kümmern, indem sie für ihn arbeiteten und antworteten, denn für den Schutz den Osiris dem Ka bot mussten von ihm Arbeiten, wie das bestellen oder abernten der Kornfelder verrichtet werden. Diese Arbeiten sollten die Uscheptis stellvertretend verrichten.

Ägyptische Bestattungen


Zu Beginn der Ägyptischen Kultur, etwa um 4300 – 3000 v. Chr., wurden die Toten in Gruben bestattet, die meist oval oder rechteckig waren. Später wurden diese Gruben im Prinzip beibehalten, jedoch vertieft und mit einem Steinhügel bedeckt. Zwischen 2950 – 2609 v. Chr. umgaben die Ägypter Gräber der Adligen mit einer Mauer aus Lehmziegeln, die mit einem Dach versehen wurden. Innerhalb dieser Grabanlage wurden dann einzelne Räume durch die Errichtung von Wänden geschaffen. Diese Zimmer sollten dem Verstorbenen z. B. als Vorratslager für Wein und Getreide dienen. Andere Räume sollten wahrscheinlich als Aufenthaltsräume, da sie leer gelassen wurden. Es gab in diesen Gräbern sogar hygienische Einrichtungen wie Toiletten und Bäder für den Toten. Das einzige fehlende Element in diesen Gebäuden sind Türen. Heute werden Gräber dieser Art als eine Mastaba bezeichnet. Diese Mastabas wurden im Laufe der Jahrhunderte, in denen diese Bestattung üblich war, in vielen verschiedenen Größen und Formen errichtet. Häufig wurden diese Gräber auch noch reich verziert. Die erste Pyramidenähnliche Grabanlage ließ der in der Zeit zwischen 2630-2611 v.Chr. regierende Pharao Djoser in Sakkara erbauen. Im Prinzip ließ er mehrere Mastabas übereinander schichten, die von der Grundfläche immer kleiner wurden. Zudem ließ er statt Lehmziegeln Steinverwenden. Das Resultat war eine sechsstufige und 60 Meter hohe Stufenmastaba oder –pyramide, die noch heute in Ägypten bestaunt werden kann. Der Baumeister dieser Pyramide war Imhotep . Zu guter Letzt sollen natürlich die wirklichen Pyramiden nicht unerwähnt bleiben. Die erste richtige Pyramide war die des von 2575-2551 v. Chr. regierenden Pharaos Snofru. Diese Pyramide zeichnet sich dadurch aus, das ihre vier Seiten glatt sind und sich in einer gemeinsamen Spitze treffen. Diese Neuerungen waren jedoch architektonisch schwer umzusetzen, weshalb erst der dritte Versuch von Erfolg gekrönt war. Snofru ließ zunächst eine Stufenpyramide in Meidum errichten, die, nachdem sie komplett fertig gestellt wurde (Snofru ließ sogar die Seiten verkleiden), den Ansprüchen des Pharaos nicht genügte. Er ließ deshalb eine zweite Pyramide in Dahschur errichten. Diese zweite Pyramide wurde für den Pharao und seinen Baumeister eine Blamage. Da der Untergrund, auf dem die Pyramide erbaut wurde zu sandig war, und daher nachgab. Unter der entstandenen Spannung rissen und verschoben sich die aufgetürmten Steinlagen. Daraufhin ließ Snofru den ehrgeizigen Winkel von 60 Grad auf 55 Grad reduzieren. Auf diese Weise hat die Pyramide in Dahschur einen Knick bekommen. Die Welt wurde, weit vor dem schiefen Turm von Pisa, mit dem wahrscheinlich ersten kuriosen Monument bereichert. Kein Wunder also, dass Snofru einen dritten Bau begann und schließlich beendete. Die sogenannte rote Pyramide entstand nur ca. 2 Km entfernt auf diesmal felsigem Untergrund. Sie hat eine Seitenlänge von 220 Metern und ist 105 Meter hoch. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, das er damit den architektonischen Grundstein für die Baukunst des antiken Ägyptens gelegt hat. Nach Snofru wurden nämlich die drei berühmten Pyramiden von Gise errichtet. Die erste und größte, die des Cheops, der von 2551 – 2528 v. Chr. regierte, ist 146 Meter hoch (2,5 Millionen Kubikmeter Stein wurden für sie verbaut). Die zweite und mittlere der drei Pyramiden ist die des Chephren, dessen Regierungszeit von 2520 – 2494 v. Chr. dauerte. Die kleinste, und letzte dieser drei Pyramiden, ließ Mykerinos, 2490 – 2471 v. Chr., erbauen. Diese drei Pyramiden waren eines der sieben antiken Weltwunder und das einzige der Sieben, welches noch heute existiert. Der Trend, die Pyramiden kleiner zu erbauen, wurde von den folgenden Pharaonen weitergeführt. So war z. B. die Pyramide des Königs Userkaf, von 2465 – 2458 v. Chr., nur noch 49 m hoch (es wurden 87000 Kubikmeter Stein verbaut). In den folgenden Jahrhunderten blieben die Pyramiden klein und verschwanden als Gräber in der Zeit zwischen 2150 und 2000 v.Chr. fast vollständig. Erst zur Zeit des sogenannten mittleren Reiches kam es wieder in Mode Pyramiden zu bauen, die allerdings nie wieder so groß wurden wie zur Zeit des alten Reiches. Ab 1800 v. Chr. wurden dann endgültig keine Pyramiden mehr gebaut.